10.
Szene:
Briefe
und Tannenpapa
Sohn
Fawn bringt Vater Penei als Tannenbaum nach Hause. Sie erkennen ihn
aber beide nicht. Daphy steht als überdimensionales filigranes
Papier in einer Ecke. Vater Penei sieht die erhängte Mutter am Boden
liegen.
Sohn Fawn: Hab ihn für dich gestohlen
Daphy: Raschel dir ein Dankeschön.
Sohn Fawn: Hab diese alten Briefe gefunden.
Vater Penei: Kinder. Ich bins. Papa Penei. Bin hier.
Daphy ist Papier.
Geld müsst ihr aus ihr fälschen.
Schnell.
Auf die filigrane Daphyhaut Dollarzeichen drauf.
Damit kannst du mir Wasser kaufen.
Fawn.
Sohn Fawn: Ich bin jetzt daheim bei dir, kleine Schwester.
Kurze Pause.
Sohn Fawn: Bist du echt.
Daphy: Nicht wirklich, kleiner Bruder. Bin nur noch Papier.
Kurze Pause.
Ich bin dein Papier.
Pause.
Papier. Liebe. Hier.
Sohn Fawn: Es ist uns schon viel besser gegangen. Oder.
Daphy: Manchmal spielen wir nur besser.
Sohn Fawn: Ich hab Mama neben der Leber begraben.
Daphy: Da hat sie das Rauschen des Meeres immer bei sich.
Vater Penei: Was.
Nicht.
Sohn Fawn: Immer hat sies gesehn.
Hats nicht sehn wollen.
Dass der Papa dich genagelt.
Oder.
Daphy: Gemeint hat ers nicht böse.
Vater Penei: Nein.
Weint.
Pause.
Oder.
Sie behängen die Tanne mit den toten Motten, die als Christbaumschmuck dienen sollen. Papa Penei weint.
Sohn Fawn: Keine Motten mehr. Keine Wärme. Und jetzt.
Daphy: Schreib.
Sohn Fawn beschreibt seine Schwester. Sieht sie für einen Moment an.
Daphy: Weiter.
Sohn Fawn schreibt.
Sohn Fawn: Wer noch eine Kraft hat:
An die Waffen.
Gegen die Queen of the Biomacht.
Die versucht, das Bevölkerungswachstum zu reduzieren.
In dich reinkriecht.
Innen und außen.
Dass du nirgends mehr hin kannst.
Wir brauchen den Kampf.
Blickt dann kurz auf.
Oder.
Apokalypse
Remote-Control (Empfängerin): Die Biomacht ist jetzt in ihrer Kraft.
Die verachteten Massen. Sie werden verheizt jetzt. Weiter.
Die Häute der Menschen, sie wuchern zu. Mit Borke und Bast.
Und der Rest, der wird einfach an die Bäume genagelt.
Modern day Cruzifiction. Also: Tod durch Ersticken.
Nichts mehr übrig von der Zivilisation. Die Queen schont
niemanden. Nein. Dogge.
Dogge: Ja.
Remote-Control (Empfängerin): Stich ihm die Spritze in den Kropf.
Dogge: Sofort.
Dogge geht auf Fawn zu und holt eine riesengroße Spritze aus dem Sack. Er stößt die Spritze in Fawns Kehlkopf, der sofort mit Borke zuwuchert. Fawn gurgelt und verwandelt sich in eine Zypresse.
Remote-Control (Empfängerin): Knödel aus Panik am Kröpfchen. Gut so. Der Kehlkopf ist
der Sitz des Lebens, weißt. Da hockt dir die Sprache drin. Du aber bist
Pöbel. Bist Junk. Alle Äußerungsmöglichkeiten versaut.
Dogge: Sorry.
Remote-Control (Empfängerin) geht auf Daphy zu und zerreißt das Papier. Dann zerhackt sie die Tanne. Fawn steht inzwischen als Baum in einer Ecke, Dogge geht hinaus und kommt immer wieder mit Bündeln aus Holz zurück. Mehr und mehr Bündel. Sie schichten die Hölzer und die Papierstücke auf einen Haufen.
Remote-Control
(Empfängerin): Die Unter- und
Mittelschichten. Es gibt sie nicht mehr.
Alles
Baum geworden zu Ehren der Queen of the Biomacht.
Denn:
Wer im kleinen System schon das Opfer war, der will es auch im
Großen
sein. Nein. Also:
Zeit
für das Feuer der Apokalypse, sagt die Queen of the Biomacht.
Alles
Garbage, diese einfachen Leute.
Und
am Effizientesten für uns, aus ihnen Kohle zu machen.
Dieser
Planet ist überbevölkert.
Hier
dient nicht jeder der Queen.
Man
steigt sich auf die Zehen.
Zuviel
an Menschlichem rausgekotzt aus den Gebärmüttern der Unterschicht.
Es
ist Zeit für die ÜberMenschMaschine, die der Queen dient.
Wir
sind die Auserwählten.
Das
Glitzergeschlecht.
Die
herzamputierten Apparaturen.
Wir
sind die Unverwundbarkeit.
Sind
stärkere Wesen.
Leuchtend
wie Atompilzchen.
Sie
zündet das Feuer an.
Und:
Die arme Erde, sag ich.
Die
kann ja auch nicht jeden Dreck auf ihrem Buckel tragen.
Motten
und Menschen wollen sich vermehren.
Wir
aber haben ein anderes Programm.
Wir
dienen der Queen.
Wir
brauchen diese Energie für die Elite, sie verstehen.
Also: Keep the
fire burning.
Eine
Motte schwirrt um die Flammen herum, fängt schließlich Feuer und
verbrennt.
Licht aus.